Wissenschaftler des Reuters Institutes und der University of Oxford haben vergangene Woche den Digital News Report 2018 veröffentlicht. Untersucht wurde, wie insgesamt 37.000 Online-Nutzer weltweit digitale Medien und Nachrichten im Internet konsumieren. Die Schwerpunkte des Berichts 2018 sind die Diskussionen um Vertrauen in die Medien und die Verbreitung von Fake-News im Internet, die Auswirkungen neuer Businessmodelle, die Rolle von Plattformbetreibern bei der Verbreitung von Nachrichten und die Nutzungsgewohnheiten der Nachrichtenkonsumenten.
Hier einige Punkte, die ich im Digital News Report 2018 für besonders interessant halte:
- Social Media und insbesondere Facebook verwenden die Menschen immer weniger, um Nachrichten zu lesen. Stattdessen werden sie eher in Messengern wie WhatsApp oder Plattformen wie Instagram oder Snapchat geteilt und besprochen.
- Videos finden die Menschen nicht so spannend, wie oft angenommen. Dafür steigen die Nutzungszahlen von Podcasts.
- 44 Prozent aller Befragten geben an, dass sie Medien im Allgemeinen vertrauen (der Wert ist im Vergleich zu den Vorjahren relativ stabil geblieben). Gleichzeitig allerdings geben nur 51 Prozent aller Befragten an, dass sie den Medien trauen, die sie selbst nutzen.
- Die Debatte um Fake-News beschäftigt die Menschen. So geben über die Hälfte aller Befragten an, dass sie unsicher sind, was wahre und unwahre Tatsachen sind.
- Dabei treten hier große Unterschiede zwischen den Ländern auf: In Brasilien, Spanien oder den USA beispielsweise wurden mit jeweils zwischen 64 Prozent und sogar 85 Prozent sehr hohe Werte für diese Unsicherheit gemessen. Deutschland liegt hier deutlich unter dem weltweiten Vergleich. Die ‚geringste Unsicherheit‘ wurde in den Niederlanden mit 30 Prozent gemessen. Die Forscher machen für die Länder mit den hohen Werten vor allem eine polarisierende politische Situation und eine intensive Social Media Nutzung verantwortlich.
- Vor allem in Europa sind die Menschen der Meinung, dass sich in diesem Punkt Regierungen mehr einmischen müssen. In den USA dagegen ist man eher der Meinung, der Staat solle sich hierbei raushalten.
- Die Anzahl der Menschen, die für Online-Nachrichten Geld bezahlen ist leicht gestiegen. Das gilt vor allem für Länder, in denen es weniger Angebote gibt und die Verlage konsequente Pay-Wall-Strategien fahren.
- Gleichzeitig nutzen immer mehr Menschen Ad-Blocker. Dabei ist auch das je nach Land sehr unterschiedlich. In Griechenland geben 43 Prozent der Menschen an, Ad-Blocker zu nutzen. In Südkorea dagegen sind es nur 13 Prozent.
Die Zusammenfassung der Ergebnisse sowie den vollständigen Bericht (eng., pdf) inkl. aller Fragen und den erhobenen Daten kann man online unter: http://www.digitalnewsreport.org/ abrufen. Den Länderbericht Deutschland hat das Hans Bredow Institut verfasst und ist hier zum Download verfügbar (deutsch, pdf).
Weitere Lesearten des Reports sind u.a.:
- Dirk Peitz (15.06.2018): Heile Netzwelt in zeitonline.
- Martin Hoffmann (14.06.2018, Twitter-Threat).
Was ist der Digital News Report genau?
Seit 2010 untersucht der Digital News Report einmal jährlich, wie Konsumenten in ausgewählten Ländern digitale News konsumieren. Angefangen haben die Forscher mit einer Auswahl von Befragten aus fünf europäischen Ländern, mittlerweile nehmen Menschen aus 37 Ländern weltweit teil. Dabei liegt der Fokus immer noch auf Europa (25 Länder), es sind jetzt aber auch Befragte aus sechs asiatische und vier südamerikanischen Ländern sowie den USA und Kanada beteiligt. In die Auswahl der befragten Nationen wurden Länder mit einbezogen, die über eine hohe Internetdurchdringung verfügen und weitestgehend demokratisch sind, beziehungsweise über eine längere demokratische Tradition verfügen. Diese Auswahl wurde getroffen, um die Befragungsergebnisse miteinander vergleichen zu können. Die nicht-europäischen Länder sind Japan, Südkorea, Taiwan, Hongkong, Malaysia, Singapur, Brasilien, Argentinien, Chile, Mexiko, sowie USA und Kanada.